„Jurassic-Park“ oberhalb von Kathrinhagen gefunden
© Schaumburger Zeitung, 11.09.2008
Dinosaurier-Neufunde sind Weltsensation
Landesmuseum bestätigt wissenschaftliche Bedeutung der Spuren: „Nie zuvor in Europa nachgewiesen“
Landkreis (wer/crs). „Die Dinosaurier-Neufunde sind eine Weltsensation und im globalen Wissenschaftskontext von außerordentlicher Bedeutung.“ Mit dieser Einschätzung hat das Landesmuseum Hannover gestern die wissenschaftliche Bestätigung geliefert, dass der Obernkirchener Steinbruch tatsächlich zu den bedeutendsten Fundstätten von Saurier-Spuren weltweit gehört. Die in Obernkirchen mittlerweile freigelegten acht Fährtenzüge des Raubsauriers Raptor würden alle bisher bekannten Funde in Asien, Afrika und Amerika in den Schatten stellen, ebenso sei die Spurenplatte mit dicht gedrängten Trittsiegeln des riesigen Allosauriers in dieser Form weltweit beispiellos.
Das Landesmuseum spricht von einem „atemberaubenden Fund“ im Sandsteinbruch: Auf einer Fläche von 2000 Quadratmetern legten die Wissenschaftler einen wahren Tummelplatz von Spuren unterschiedlicher Dinosaurierarten frei. Darunter echte Raritäten wie die Fußabdrücke des Raubsauriers Raptor: „Nie zuvor wurden Spuren dieses Sauriers in Europa nachgewiesen“, heißt es in der Erklärungdes Landesmuseums. Der Raptor steht in naher Verwandtschaft zum Vogel und gehört zu den eher kleinen Sauriern. Populär wurde er durch den Blockbuster „Jurassic Park“ – im Film allerdings gehen deutlich größere Exemplare auf Jagd als in der urzeitlichen Realität.
Raptoren besaßen überproportional große, sichelförmige Zehenkrallen am Inneren der drei Laufzehen, die durch die Laufbewegung nach oben klappten. Aus dieser anatomischen Auffälligkeit resultieren zweizehige Fährtenabdrücke, die im Steinbruch besonders gut erkennbar sind. „Spektakulär ist, dass mit mittlerweile acht nachweisbaren Einzelfährtenzügen sämtliche bisher bekannten anderen Funde aus China, Korea, dem Niger und Utah übertroffen werden“, erklärt Judith Hartstang, Sprecherin des Landesmuseums.
Darüber hinaus wurde in Obernkirchen eine weitere Fährtenplatte mit Spuren von Allosauriern entdeckt. Der Allosaurus gehörte zu den größten fleischfressenden Sauriern seiner Zeit und wurde bis zu zwölf Meter lang und mehrere Tonnen schwer. Dicht gedrängt liegen im Obernkirchener Steinbruch die Fußabdrücke dieser schwergewichtigen Dinosaurier – auch dies eine Entdeckung, die weltweit für Aufmerksamkeit sorgen dürfte: „Die von diesem Fleischfresser stammenden Spuren wurden bislang in dieser Form noch nirgends vorgefunden“, hebt das Landesmuseum die Bedeutung des Fundes hervor.
Vereinzelte Fährtenfunde des pflanzenfressenden Iguanodons hingegen seien in den Obernkirchener Sandsteinbrüchen bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Auch von diesem großwüchsigen Dinosaurier wurden jedoch neue Abdrücke gefunden, die das Landesmuseum ebenfalls als „spektakulär“ bewertet. Die Neufundeder Trittsiegel weisen zwei zueinander parallel verlaufende Fährtenspuren auf. Aus diesen Fährten lasse sich auf die Wanderrichtung zweier Herden schließen, erläutert Hartstang den Fund: „Eine Gruppe lief offensichtlich in Richtung Nord-Nordost, die andere in Süd-Südwest.“ Die Fährten verraten den Wissenschaftlern außerdem, dass die Herden innerhalb ihrer Gruppen Sichtkontakt untereinander hatten – eine Erkenntnis von „enormer Bedeutung“, die das Sozialverhalten der Dino-Riesen belege. Darüber hinaus zeigen Trittspuren unterschiedlicher Größen, dass die Tiere im Familienverband ihren Weg durch Niedersachsen zurücklegten.
In einem Internetforum spricht ein an den Grabungen beteiligter Mitarbeiter des Landesmuseums von insgesamt fünf verschiedenen Fährtentypen. Die Existenz weiterer Saurier-Spuren wurde gestern vom Landesmuseum allerdings nicht bestätigt.
Bei einer Pressekonferenz am morgigen Freitag wollen die Wissenschaftler weitere Details zu den Dinosaurier-Spuren preisgeben. DieÖffentlichkeit muss sich noch bis zum 21. September gedulden: Beim „Tag der Geologie“ stehen dann Experten bei Führungen durch den Steinbruch Rede und Antwort.
© Schaumburger Zeitung, 11.09.2008
September 11th, 2008 at 7:30
An dieser Stelle möchte ich auf die weiteren Veröffentlichungen in der Tagespresse verweisen!
Interessierte sollten sich auf jeden Fall den 21.09. dick im Kalender markieren!