Starker Frost bringt Grabsteine zum Wackeln
Kathrinhagen (la). „Ich habe diesmal ein paar mehr Aufkleber mitgebracht, weil ich befürchte, dass durch den harten Winter mehr Grabsteine wackeln als sonst“, sagte Rita Weber vom Friedhofsausschuss der Kirchengemeinde Kathrinhagen zu ihren Mitstreiterinnen Gertraud Hoberg und Bettina Schlegel-Böhm – und sie sollte recht behalten.
Gemeinsam mit dem Friedhofsgärtner Utz Klingner starteten die Frauen am Mittwoch den turnusmäßigen Kontrollgang über den Friedhof. „Einmal pro Jahr wird geprüft, ob die Grabsteine alle fest und sicher stehen“, erläutert Rita Weber. Sollte ein Denkmal wackeln, wird ein grüner Aufkleber mit der Aufschrift „Achtung Unfallgefahr“ angebracht, der Fall auf einer Liste notiert und der Nutzungsberechtigte der Grabstelle angeschrieben und aufgefordert, den Wackelstein wieder befestigen zu lassen. „Nach etwa sechs Wochen kontrolliere ich, ob die Reparatur durchgeführt wurde“, so Rita Weber. Probleme habe es aber noch nie gegeben. Die Unfallverhütungsvorschriften schreiben die jährlichen Kontrollen vor und da die Kirchengemeinden haften, falls doch einmal jemandem ein Grabstein auf den Fuß fällt, werden diese Vorschriften auch ganz korrekt beachtet.
Geprüft wird die Standfestigkeit der Grabsteine mit einem „Kipp-Tester“, einem Metallzylinder mit zwei Handgriffen und einem Gummipuffer. Diesen Kipp-Tester setzt Utz Klingner am oberen Rand des Denkmals an und drückt dann kräftig dagegen, bis ein Piepton ertönt. Wenn der Stein bis dahin nicht gewackelt hat, hat er den Test bestanden. Eine Federwaage in dem Gehäuse des Prüfgerätes misst den Druck, der ausgeübt wird. Für die kleinen Grabsteine wird eine Belastung von 300 Nano, also 30 Kilogramm, verlangt und größere Denkmale müssen 500 Nano aushalten. „Mit dem Gerät, das wir uns von der Kirchengemeinde Beckedorf ausleihen, wird gerecht geprüft. Früher haben wir per Hand an den Steinen gewackelt und da kam schon mal die Frage auf, ob wir an einem Stein mehr und an anderen weniger gewackelt hätten“, erzählt Rita Weber.
„Bewaffnet“ mit dem Grabregister, einer Mängelliste und den beiden „Kipp-Testern“ geht der Rundgang über den Friedhof also los. Utz Klingner setzt das Prüfgerät an den ersten Stein und noch ehe er Druck ausüben konnte, stellten alle Anwesenden wie aus einem Mund fest: „Oje, der wackelt!“ Also wurde die Grabstelle notiert und der Aufkleber auf dem Stein befestigt. Weiter ging es. Etwa 100 Grabsteine prüfte das Team. Eine anstrengende Arbeit für den Friedhofsgärtner, denn er musste schon mächtig gegen den „Kipp-Tester“ drücken, bis die ausreichende Belastung erreicht wurde und der Piepton erklang. Zehn Grabsteine wackelten und wurden beanstandet. „So viele haben wir sonst nie“, stellte Bettina Schlegel-Böhm fest. „Das wundert mich nicht“, sagte Utz Klingner und erklärte, dass sich Feuchtigkeit zwischen den Sockel und das Fundament setzen kann. Durch den starken Frost würde dann die Verbindung gelockert. „Die meisten legen die Grabsteine jetzt ohnehin flach auf die Gräber. Das ist der Trend“, erklärte Rita Weber. Ebenfalls im Trend der Zeit seien Urnen- und Rasengräber. Bei der Gelegenheit weisen die Mitglieder des Friedhofsausschusses darauf hin, dass jetzt wieder auf dem Friedhof gemäht wird. „Deshalb sollten so schnell wie möglich die Schalen und Vasen von den Rasengräbern entfernt werden“, bat Bettina Schlegel-Böhm.