Plan bis 2020: Nur noch drei Pastoren in der Region
Rolfshagen (la). „Diese große Runde hier spricht für ein gutes Miteinander in dieser Kirchengemeinde“, sagte Superintendent Andreas Kühne-Glaser am Dienstagabend im Gemeindehaus in Rolfshagen. Zurzeit ist der Superintendent mit Mitarbeitern aus dem Kirchenkreis und dem Kirchenkreisvorstand häufig in Rolfshagen und Kathrinhagen zu Besuch – anlässlich der alle sechs Jahre stattfindenden Visitation (wir berichteten).
Zu einem „Runden Tisch“ waren Vertreter der örtlichen Vereine und Institutionen eingeladen. „Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um Sie kennenzulernen und etwas über Ihren Ort und Ihre Einrichtungen zu erfahren“, erläuterte Kühne-Glaser.
Nach einer Vorstellungsrunde kam es schnell zu einem regen Gespräch, das der Superintendent mit einem Satzbeginn eröffnete: „Im Kirchspiel mit seinen fünf Orten Borstel, Poggenhagen, Kathrinhagen, Bernsen und Rolfshagen lohnt es sich zu leben, weil…“ – „Weil wir in einer landschaftlich reizvollen Umgebung leben, eine hervorragende und vielfältige Vereinslandschaft geboten wird und die Autobahn in unmittelbarer Nähe ist“, antwortete Ortsvorsteher Rüdiger Teich.
„Ich habe nie woanders gelebt und möchte das auch nicht. Hier ist es noch ländlich, sittlich und wir konnten unsere Kinder in Ruhe aufziehen“, meinte Dirk Ackmann von der DLRG.
Joachim Reese von der DLRG sprach an, was in Rolfshagen vermisst wird. „Früher gab es hier mehrere Geschäfte, die auch Kommunikationszentren waren. Heute freut sich meine Mutter, wenn sie einmal pro Woche zum Markt gehen kann. Ein Dorfladen wäre ein großer Wunsch der Rolfshagener Bürger“, so Reese. Teich wies darauf hin, dass im Rahmen der Dorferneuerung auch dieser Wunsch erfüllt werden soll.
Die gute Jugendarbeit der Kirchengemeinde wurde lobend erwähnt und die Aktionen, die Kindern und Jugendlichen geboten werden.
Dann stellte Rüdiger Teich eine Frage, die sicherlich vielen auf den Nägeln gebrannt hat. „Wie geht es personell mit der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde im Auetal weiter? An der Sparschraube kann meiner Meinung nach nicht weiter gedreht werden.“
„Bisher sind in der Region, also im Auetal und in Obernkirchen, vier Pastorenstellen besetzt. Bis 2020 werden es wohl nur noch drei sein“, eröffnete der Superintendent den Anwesenden und sagte auch gleich offen, wo gespart wird. Nämlich in Hattendorf, wo schon im nächsten Jahr eine halbe Stelle wegfallen soll. „Wenn Pastor Klemme dann noch bleiben möchte, dann muss er mit einer halben Stelle zufrieden sein. Sonst muss er woanders hin“, stellte Kühne-Glaser in Aussicht.
Das habe rein wirtschaftliche Gründe. Die Einwohnerzahlen und damit auch die Mitglieder der Kirchengemeinden Kathrinhagen-Rolfshagen, Hattendorf und Obernkirchen gingen zurück und die Wirtschaftskrise mache auch vor der Kirche nicht halt. Sollte sich die finanzielle Situation der Kirche nicht verbessern, würde bis 2020 noch eine halbe Stelle eingespart, was bedeuten würde, das nur noch drei Pastoren für die Region Auetal-Obernkirchen tätig wären.
„Könnte nicht ein ,Förderverein Kirche‘ gegründet werden, um das Personal zu finanzieren?“ fragte Teich nach. Früher habe man den Pastor mit Naturalien bezahlt, heute könnten die Gemeindemitglieder Geld spenden.
„Das wird schon in einigen Gemeinden gemacht, aber hier sehe ich schon von der Topografie her Schwierigkeiten. In Obernkirchen wird kaum jemand einen Pastor für Hattendorf finanzieren wollen“, so Kühne-Glaser.
„Na, da bin ich mal gespannt, welcher halbe Pastor dann mein Nachbar wird“, sagte Dieter Grupe, der in Hattendorf wohnt.
In der Gesprächsrunde wurde dann das Thema gewechselt. „Ich wohne in Rannenberg, und dort gehören wir zur Kirchengemeinde Segelhorst. Das ist für unsere Kinder nicht schön, denn sie kennen dort niemanden“, sagte Edda Watermann, die für die „Kleinen Strolche“ am Runden Tisch teilnahm.
„Können wir nicht Rannenberg zu Hattendorf bekommen?“ fragte Joachim Reese. Und fügte hinzu: „Schon damit die Kinder mit ihren Klassenkameraden gemeinsam die Aktivitäten der Kirche besuchen können… – Außerdem hätten wir dann in Hattendorf rund 100 Gemeindemitglieder mehr und könnten die ganze Pastorenstelle behalten“, sagte Reese. Eine Antwort aber erhielt er nicht. Vielleicht will der Superintendent in den nächsten Tagen in sich gehen und die Situation prüfen.
Es wurde noch über Fusionen gesprochen, die zum Beispiel Dieter Grupe vom SC Auetal für die Zukunft für unumgänglich hält, über die seelsorgerische Betreuung, vor allem älterer Menschen und Kinder. „Wir müssen es schaffen, eine gemeinsame Identität zu erzielen und das Wir-Gefühl stärken, um den Menschen das Wohlgefühl zu erhöhen“, so Kühne-Glaser.
Quelle: Schaumburger Zeitung vom 27.8.09