Eine Pilgerherberge als Begegnungsstätte
Kathrinhagen (la). Eigentlich sind die Mitglieder der Kirchengemeinde Kathrinhagen-Rolfshagen am Freitag zur Einweihung der Pilgerherberge eingeladen worden, aber Pastorin Dr. Heike Köhler hatte noch eine Überraschung und so wurden alle Gäste zur Katharinen-Kirche „umgeleitet“.
Vor der Tür spielte der Posaunenchor und dann übernahm Jürgen Lojowsky, Referent für Kirche im Tourismus aus dem Haus kirchlicher Dienst, das Wort.
„Die Katharinen-Kirche ist seit vielen Jahren geöffnet und gut besucht, sie ist auch schon lange Pilgerkirche und ab heute wird sie offiziell verlässlich geöffnete Kirche sein“, erklärte Lojowsky. Dazu hatte er das Signet mitgebracht, dass er gemeinsam mit Pastorin Dr. Köhler neben der Kirchentür an die Wand schraubte. Verlässlich geöffnet heißt, dass die Katharinen-Kirche 20 Stunden pro Woche von Ostern bis Reformation geöffnet ist.
„Dank des großen ehrenamtlichen Engagements ist das bei Ihnen schon längst so und für Pilger ist sogar darüber hinaus geöffnet“, lobte Lojowsky. Im Anschluss an den feierlichen Akt „pilgerten“ die Gäste zum Gemeindehaus, wo vor dem neu gestalteten Eingang die Einweihung der umgebauten Pilgerherberge mit einer Andacht begann.
„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe?“ zitierte Köhler den Psalm 121.
So wie in dem alten Pilgerpsalm möge wohl mancher Pilger denken, wenn er auf dem Weg von Loccum nach Volkenroda aus der norddeutschen Tiefebene kommend auf den Bückeberg treffe und dieser sich als unerwartet steil und anstrengend erweise.
„Umso beglückender ist es dann, wenn man nach dem anstrengenden Marsch die qualmenden Socken ausziehen, die müden Füße und die Seele baumeln lassen kann“, so Köhler.
Die Pastorin blickte auf die Erfahrungen mit dem ersten Pilger in Kathrinhagen zurück, der 2005 vor der verschlossenen Kirchentür gestanden hat. Die Küsterin, Stefanie Schulte-Rolfes habe den Pilger mit nach Hause genommen und ihm Unterkunft und Verpflegung geboten.
„Es blieb nicht bei dem einen, denn die Eröffnung des Pilgerweges erwies sich als eine Marktlücke und ein großes Bedürfnis der Menschen auf der Suche nach Gott“, stellte Köhler fest. Doch wie sollte es weitergehen, wenn nicht die Küsterin kontaktfreudig, die Pastorin verärgert und der Kirchenvorstand schließlich vorausschauend gehandelt hätte? Was wäre gewesen, wenn nicht die verärgerte Pastorin nachgehakt hätte, wie man sich das denn in Hannover bitte schön vorstelle, einfach einen Pilgerweg offiziell zu eröffnen und dann die betroffenen Gemeinden sich selbst zu überlassen?
Der Kirchenvorstand habe die Zeichen der Zeit erkannt und die Pilgerei als etwas Positives für die Gemeinde erkannt. Stefanie Schulte-Rolfes habe die Aufgaben der Pilgerbeauftragten übernommen und zwar mit Herz und Leib und Seele und mit ihr hätten sich weitere fleißige Helfer gefunden.
Mit der finanziellen Unterstützung der Kirche, der Gemeinde Auetal und durch Leader-Fördermittel und vor allem durch viele fleißige Hände von Gemeindemitgliedern, ist schließlich ein Teil des Gemeindehauses zur Pilgerherberge umgebaut worden.
Pilger haben nun die Möglichkeit in der Herberge zu duschen, gemeinsame Mahlzeiten einzunehmen und in bequemen Betten auszuruhen und Kraft für die nächste Etappe zu schöpfen.
„Die Pilgerherberge ist ein Schmuckstück geworden, ein gastfreudiges Haus und eine einfache, aber praktische Übernachtungsmöglichkeit“, so Köhler, die sich bei den fleißigen Handwerkern, Planern und Putzfeen mit kleinen Geschenken bedankte.
Auch Susann Röwer als Projektkoordinatorin für den Pilgerweg Loccum-Volkenroda lobte das Engagement der Kirchengemeinde. „Die vielen Dankesbriefe, die heute hier aushängen, sind nur ein kleines Beispiel von dem, was die Menschen, die den beschwerlichen Marsch über den Bückeberg geschafft haben, hier vorfinden“, sagte Röwer. Sie denke aber auch an die skurrilen Begegnungen: An die Pilgerin in diesem Frühjahr, die abends noch schnell Heu für ihr mitgepilgertes Pony benötigte, was natürlich sofort besorgt wurde und an die Pilger, die im Solling mit Lamas unterwegs gewesen sind oder die Pilgerin, die einen Kinderwagen mit sich führte, in dem sie ihr Gepäck transportierte. „Durch die Erweiterung der Pilgerherberge und durch das Engagement der vielen, die daran mitgebaut und mitgewirkt haben, habt Ihr noch einmal gezeigt, wie viel Wert Euch diese Begegnungen sind“, sagte Röwer.
Superintendent Andreas Kühne-Glaser verlas einen Auszug von Aufzeichnungen über Erfahrungen und Erlebnisse mit Pilgern, die Schulte-Rolfes im Internet veröffentlicht hat.
„Diese Begegnungen mit den Pilgern sind es, die uns bereichern“, so Kühne-Glaser. Eine Gemeinde, die in ihrer Mitte Gastfreundschaft für Pilger pflege, würde immer selbst auch lebendig und in Bewegung bleiben und geistlich wach. „Liebe Kathrinhäger, pflegt diesen Schatz in Eurer Mitte. Dieses Haus mit allen, die kommen und wieder gehen.“