„Auetaler Hol(l)ydays“: Rote Karte für den Urknall
Rolfshagen (rnk). Das hätten sich die Sommermärchen-WM-Party-Kracher, die „Sportfreunde Stiller“ also, wohl nicht träumen lassen. „Ein Kompliment“, einer ihrer schönsten Songs, ist gottesdiensttauglich. „Wenn du so willst, bist du die Woge der Begeisterung, die Süßwarenabteilung in meinem Kaufhaus“, sang die Kirchenband und zog musikalische Bilanz: „Ich wollte dir nur mal sagen, dass du das Größte für mich bist.“
Es war ein völlig anderer Gottesdienst, der am Sonntag die „Auetaler Hol(l)ydays“ abschloss: Es wurde gejubelt, geklatscht, kräftig mitgesungen, die Lesung darüber, wie Gott einst in einer Woche die Welt und den Himmel schuf, wurde sogar mit kräftigem Applaus bedacht.
Es sollte ein Gottesdienst werden und kein Wunschkonzert, hatte Dr. Heike Köhler gleich zu Beginn gewarnt, aber die ganzen Renner, die die Kinder in der letzten Woche wieder und wieder gesungen haben, sie wurden natürlich alle angestimmt. Der Lagerhit war übrigens „Immer ich“: Wer muss bei Mathe schwitzen? Wer schreibt in der Schule Vieren? Wer hört euch immer meckern? Wer lässt die Vase fallen? Eben: „Immer ich.“
Fünf Tage habe man gesungen, gebastelt, gespielt, gelacht, habe man Pflanzen und Tiere entdeckt, und den Menschen auch, erklärte Pastorin Köhler: „Mich und dich.“
Dabei stand die Schöpfungsgeschichte im Mittelpunkt, die im Gottesdienst noch einmal in anderer Form aufgegriffen wurde. In Form einer Talkshow konnten sich ein Naturwissenschaftler und ein Christ darüber austauschen, wie diese Welt wirklich entstand: durch den berühmten Ur-Knall oder durch Gott? Bevor das Publikum abstimmen konnte, fiel der Strom im Studio aus, daher ließ Köhler die Besucher in Rolfshagen mit einer roten und grünen Karte voten. Das nicht wirklich überraschende Ergebnis: Der Ur-Knall erhielt die Rote Karte.
Dass die Naturwissenschaft heute die Brille sei, mit der der Mensch die Welt sehe, wollte auch Köhler nicht leugnen, aber ganz allein sei der moderne Mensch mit den Mitteln der Wissenschaft nicht begreifbar.
2010, so viel war klar, wird es erneut „Hol(l)ydays“ geben. Köhler formulierte es so: „Versprochen – und wird auch nicht gebrochen.“
Quelle: Schaumburger Zeitung vom 13.7.09